16. Dezember 2006
Am letzten Samstag erhielt der Verein Lebendiges Rottal Nachwuchs. Im Klosterdorf St. Urban wurde der Verein Karpfen pur Natur gegründet, welcher sich die Wiederaufnahme der traditionellen und naturnahen Karpfenzucht im Sinne der ehemaligen Zisterzienser-Mönche zum Ziel setzt. Dieses vom Verein Lebendiges Rottal initiierte Projekt nahm in den letzten Jahren immer grössere Ausmasse an und verlangte zunehmend nach einer eigenen Vereinsstruktur. Mit der Gründung ist diese nun geschaffen und ein erfreulich grosser und breit abgestützter Vorstand nimmt seine Arbeit auf.
Präsident: Jürg Hodel, Pfaffnau
Vorstandsmitglieder:
Die Aufgabe des Vereins Karpfen pur Natur besteht in der Wiederaufnahme der naturnahen Karpfenteichwirtschaft im „Rottal der drei Kantone“ und dessen Umgebung. Hierzu will er das erforderliche Wissen für die Anlage und den Betrieb der naturnahen Karpfenzucht vermitteln, Karpfenteiche bauen sowie betreiben und die Fische vermarkten. Ein sehr grosses Anliegen ist ihm die Förderung und der Erhalt der Lebewesen im und um das Ökosystem Karpfenteich. Weiter soll auch Natur, Kultur und Erlebnis rund um den Karpfen gefördert werden.
Die Zusammensetzung des Vorstandes zeigt die Absicht, die naturnahe Karpfenzucht ungeachtet den Kantonsgrenzen voranzubringen. Schwerpunkt wird dabei vorerst das „Rottal der drei Kantone“ bilden, doch Teichstandorte sind auch etwas weiter weg im Gebiet zwischen der Langete, Aare und Wigger denkbar. Dementsprechend trafen sich zur Gründung des Vereins Leute aus den Kantonen Bern, Luzern und Aargau. So führte zum Beispiel der Tagespräsident Andreas Schärer aus Langenthal BE gekonnt durch die Traktanden, der frisch gewählte Vereinspräsident Jürg Hodel aus Pfaffnau LU hielt eine eindrückliche Antrittsrede und Heinrich Glasson überbrachte die besten Wünsche seitens des Natur- und Vogelschutzvereins Murgenthal AG.
Bei seiner Rede wies Präsident Jürg Hodel darauf hin, dass die naturnahe Karpfenzucht neben ihrem zukunftsweisenden Charakter im Hinblick auf ein geisteswissenschaftlich erweitertes Naturverständnis auch dem geistigen Erbe der ehemaligen Zisterzienser-Mönche des Klosters St. Urban gerecht werde und dieses damit in gewisser Weise wieder auflebe. Die Zisterzienser betrieben in der weiteren Umgebung des ehemaligen Klosters zahlreiche, teils riesige Karpfenteiche, eine Tradition, welche leider mit der Aufhebung des Klosters 1848 verloren ging. Er führte aus, dass die Zisterzienser nach Harmonie zwischen Erde und Himmel strebten, was unserem heutigen Verständnis der Nachhaltigkeit nahe komme.
An der Gründungsversammlung waren sich alle einig, dass die Wiederaufnahme der naturnahen Karpfenzucht für die Region eine grosse Chance darstellt, weil sie den Ansprüchen einer nachhaltigen Entwicklung entspricht. Der Fischertrag und dessen Vermarktung sichern den wirtschaftlichen Fortbestand der Idee. Ebenso wichtig sind aber soziale Aspekte wie beispielsweise die gemeinsame Bewirtschaftung der Teiche oder deren Erholungswert. Diskutiert wurde auch der Nutzen für die Natur. Dabei stellte sich heraus, dass eigens für die Karpfenzucht angelegte naturnahe Teiche gerade auch in dieser Hinsicht enorm viel bieten. Beispielsweise profitieren davon viele Tierarten wie Eisvogel, Zwergtaucher, Blässhuhn oder Erdkröte. Da neben jedem Karpfenteich auch immer ein fischfreier Teich angelegt wird, werden mit dem Projekt auch seltenere Amphibienarten gefördert.
Obwohl der Verein Karpfen pur Natur erst gerade gegründet wurde, besteht heute schon ein Karpfenteich in St. Urban und in Altbüron ist ein zweites Gewässer in Bau. Während der erste mit Karpfen aus Deutschland besetzt wurde, werden im zweiten voraussichtlich schon Karpfen aus eigener Zucht ausgebracht: Gross war nämlich im vergangenen Oktober die Überraschung, als beim probemässigen Abfischen des ersten Karpfenteichs über 50 Jungkarpfen zum Vorschein kamen! Damit ist im „Rottal der drei Kantone“ neben den Wässermatten ein weiteres kulturelles Erbe der Zisterzienser neu zum Leben erweckt worden. Auch das ehemalige Kloster St. Urban erstrahlt seit seiner Renovation vor ein paar Jahren in neuem Glanz und ist über den Grenzpfad Napfbergland mehr oder weniger direkt mit den anderen Elementen verbunden. Da der neue Verein auch das Erlebnis rund um den Karpfen födern will, kann man sich jetzt schon auf zukünftige, spannende Entdeckungen im Hügelgebiet zwischen Langete und Wigger freuen.
Den jungen Verein unterstützende Neumitglieder sind herzlich willkommen! Auskünfte erhalten Sie bei den Projektleitern Werner Stirnimann (062'922 37’75) oder Manfred Steffen (062 922 88 40)